Für zwei Projekte in näherer Zukunft hatte ich vor Wolle zu kämmen, statt zu kardieren. Aber damit ich damit beginnen kann, mussten erstmal Wollkämme her. Natürlich hätte ich die Kämme auch einfach bestellen können, aber ich konnte es nicht lassen, selber welche zu basteln. Die Kämme konnten – so hässlich wie sie sind – kaum trocknen, schon waren sie im Einsatz.
Aufschieberitis bekämpfen
Eine Arbeit die ich – wegen zu hoher Ansprüche ans fertige Produkt – lange vor mir hergeschoben hatte. Ja, mehr als 2 Monate lang hab ich nicht damit begonnen (mit dem Aufschieben). Hab hin und her überlegt, wie ich es anstellen soll, dass ich eigentlich eine Ständerbohrmaschine bräuchte, und Holzbohrer kaufen müsste, da wir keine 3mm Bohrer mehr da haben… Oder dass es grundsätzlich es noch andere Wege gäbe, Nägel und Holz zu verbinden. Ja, Aufschieberitis in seiner schönsten Form… Problem erkannt, Problem gebannt, ich hab kurzentschlossen einen Metallbohrer 3mm genommen, je 16 Löcher in zwei Leisten gebohrt, die Nägel eingeleimt, und da je einen Handgriff drangeschraubt. Schön ist anders, aber sie funktionieren.
Als nächstes kam das Ausprobieren, und ich merkte, dass die Kämme fast zu breit sind, und wenn ich wieder mal welche machen sollte werden sie bestimmt gut 3cm schmaler ausfallen.
Ran an den „Speck“
Und nun kämme ich also schön gewaschene Wolle. Eine total ruhige Arbeit. Lärm ist ein Punkt, den ich an der Kardiermaschine hasse. Es ist extrem laut. Mit den Kämmen kann man am Feierabend auch gemütlich im Wohnzimmer arbeiten, ohne dass es stört. Weder mich noch meinen Liebsten.
Die Woll-Lieferanten
Die Wolle stammt von Saaser Mutten – eine Rasse vom Bergamasker Schlag, heimisch im Saastal. Hochbeinig, langohrig und so selten, dass sie von Pro Specie Rara betreut werden. Wir hatten den Sommer über 5 Stück bei uns am Haus, und ich konnte nach der Schur zwei Säcke Rohwolle ergattern. Grosse Säcke, viel Wolle, von einem Profi geschoren. Und der ersten Charge, die ich noch vor Weihnachten mal gewaschen hab, nehme ich mich jetzt an.
Was sind denn Saaser Mutten
Da die Rasse nicht sehr verbreitet ist, taucht immer wieder die Frage auf, wie die Wolle so ist. Mit einem Wort: Unterschiedlich. Erstens gibt es die Rasse in Weiss und in gescheckt. Die Wolle der weissen Tiere ist wirklich sehr weiss. Was die feinheit angeht – für eine Robustrasse ist es eigentlich nicht allzu grob. Ich bin nicht empfindlich, ich denke ein Pullover aus dem jetzt verarbeiteten Vlies ist für mich kein Problem.
Die Vliese haben wenig Stichelhaare drin. Aber ich kann mir vorstellen, dass das von Tier zu Tier unterschiedlich ist. Je älter die Schafe sind, desto glatter wird die Wolle. Ein anderes Vlies das ich da habe, besteht aus etwa 12 cm lange Fasern, die allerdings kaum mehr Kräuselung haben. Ich bin sehr gespannt dieses zu verarbeiten – bestimmt auch ein Fall für die Kämme.
Kämmen… und was ist mit dem Abfall?
Beim Kämmen gibt es viel „Abfall“. Zu kurze Fasern, und andere Fasern, die im Kamm hängen bleiben. Ich sammle das Mal. Mindestens als Füllwatte für Kissen oder kleinere Dekosachen ist das noch gut zu gebrauchen. Viel zu fluffig und schade einfach wegzuwerfen.
Und was wird aus der fertigen Wolle?
Was ich aus dieser Wolle hier genau machen will ist noch nicht klar. Ich werde auf jeden Fall versuchen einen schönen, glatten Faden zu verspinnen und diesen mit genug Drall zu zwirnen. Ich stelle mir eine Garnstärke um die 8-12 wpi vor. Was ich dann daraus mache, ist noch nicht klar. Das hängt dann auch ein wenig von der Menge ab, die zusammenkommt. Bis dahin ist auf jeden Fall noch etwas Zeit. Erstmal habe ich noch einiges an Wolle zu kämmen.