Sammler und Horter

Das könnte man noch brauchen! Das muss ich aufbewahren. Das muss ich haben! Das ist viel zu gut zum wegwerfen! Oh Glitzer!

Ein Paar Gedanken dazu, wie befreiend es sein kann, sich einzugestehen, ob das Hobby das Handwerk oder das Sammeln von Garn, Stoffen und anderen schönen Dingen ist…

Jedes Hobby, jede Leidenschaft, bringt uns auf neue Ideen, Dinge zu haben, zu bewahren, zu vermehren. Schöne Papiere. Stifte. Stoffe. Garne. Kochbücher…

Die Verfügbarkeit in Geschäften und erst recht in Onlineshops ist überwältigend. Wieviele Strickerinnen haben einen Garnvorrat, der für mehrere Generationen reichen würde? Und doch wird weiter gekauft und gesammelt.. Vielleicht ist ja das eigentliche Hobby gar nicht das Stricken, sondern das Sammeln. Es gibt Dinge von denen ich mich überhaupt nicht trennen mag. Allerdings habe ich mich beim Sammeln irgendwann vom Materialsammeln auf Werkzeugsammeln geändert und meinen Stash, den Vorrat drastisch reduziert. Stricknadeln, Häkelnadeln und so weiter behalte ich. (dabei häkle ich gar nicht und werde es auch nicht so bald tun, wahrscheinlich). Aber Garn und Stoffe horten, habe ich aufgegeben. Es bringt mir nach dem Kauf keine Freude einen grossen Vorrat zu haben, Im Gegenteil.

Es gab diesen Moment, als ich etwas stricken wollte. Und hatte schon damals eine ganze Sammlung Nadeln und Nadelspiele. Und keines davon war frei. An ein angefangenes Quadrat mit einem zweifarbig gestrickten Baum aus billigstem Acrylgarn erinnere ich mich. Der Rest ist mir entfallen. Aber alle Nadeln waren besetzt angefangenen Projekten, auf die ich keine Lust hatte.

Ich zog die Nadeln raus und ribbelte was zu ribbeln war. Der Rest wurde abgeschnitten und entsorgt. Danach sortierte ich erstmal durch. Einige Taschen voll Garn, Holzperlen und anderes Bastelmaterial durfte ich – nach Absprache! – der Lehrerin für textiles Werken bringen. Sie freute sich riesig!

So etwas bringt Luft. Seither halte ich mich an eine Regel: nie mehr als zwei Strickprojekte auf ein Mal. Etwas grosses und nebenher ein Paar Socken. Alles andere ist zu viel und blockiert mich. Wenn im Hinterkopf noch eine „Unvollendete“ wartet, ist für ein Neues Projekt nicht die ganze Energie verfügbar. Und wenn die Unvollendete einfach nicht fertig werden will gibt es immer noch die Option: zack Nadeln raus und aufribbeln.

Ich bin wählerisch geworden. Ob es um Einmachgläser, Garnreste, oder sonstige liebgemeinte Erbstücke geht. Was ich nicht kaufen würde, nehme ich auch nicht geschenkt. Was ich nicht wirklich brauchen kann, nehme ich auch nicht umsonst. Was ich kaufe, brauche ich auch wirklich, bevor ich das nächste kaufe. Reste fallen immer wieder an. Entweder mache ich etwas daraus, spende sie oder entsorge sie. Aber einen Vorrat an „vielleicht könnte ich das irgendwann brauchen“ lege ich nicht mehr an.

Für mich funktioniert das sehr gut so. Ich brauche nicht ständig neue Kisten für einen immer grösser werdenden Vorrat, da ich mich bewusst fürs Hobby Stricken oder Nähen und nicht fürs Hobby Sammeln entschieden habe. Beides ist ok, man sollte es einfach nicht verwechseln.

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