Zwei Fasern, die schon ein Jahr in meinem Vorrat schlummern werden nun zu einem eigenwilligen Paar. Die weiche, naturfarbene Merino in braun und die drahtige, gefärbte Schwarznase in bunt.
Am Ende sind da zwei Garne. Merino, verzwirnt mit Schwarznase und Sariseide.
Die Fasern
Im Frühling 2019 war ich an einer Weiterbildung in Meiringen und kam so im Wollreich vorbei. Neben einer Seife nahm ich auch Fasern mit. Knapp 40g buntgemischte Schwarznase aus der Restekiste. Ein kleiner Junge soll sie kardiert haben. Wunderbar bunt!
Meine Idee ist, die beiden gegensätzlichen Fasern einzeln zu verspinnen und dann miteinander zu verzwirnen.
Knoten in den Fingern – gelöst
Um mich aufs Spinnen mit meinen Alpenländischen Kastenrädern vorzubereiten, die den Einzug nach links haben, übte ich bei diesem Projekt, mit der linken Hand die Faser zu halten und mit der rechten Hand den Drall zu regulieren. Ich hatte das von Anfang an anders gemacht und es brauchte etwas Gehirnflexibilität am Anfang. Für einen einfacheren Einstieg begann ich erstmal mit der Handspindel – die Park & Draft Methode ist gut geeignet um neues zu probieren. Park & Draft heisst, der Spindel Schwung geben, und wenn genug Drall da ist, die Spindel mit den Beinen zu halten (sie wird geparkt) und dann in Ruhe auszuziehen (draft). Das muss man ja auch nicht ganz stur so machen, sondern kann die Spindel dann parken, wenn die Hände mit ausziehen nicht nachkommen. So löste sich dann nach einigen Stunden Übung der Knoten und das Ausziehen wurde fliessend. Ich würde sagen, ich brauchte etwa 4-5 Stunden, für die Umgewöhnung.
Ran ans Rad
Als das dann soweit funktionierte, bin ich aufs Spinnrad umgestiegen. (Nein noch nicht aufs Kastenrad…) Da habe ich nach kurzem warmtreten und ausziehen mit den Händen in gewohnter Arbeitsteilung (rechts an der Faser, links reguliert den Drall), bin ich dann umgestiegen. Links an der Faser, rechts am Drall – und es hat erstaunlich gut funktioniert.
Ich werde mir nun angewöhnen, das immer so herum zu machen, weil ich dann wahrscheinlich flexibler bin, was Spinnräder angeht. Räder mit dem Einzug sind einfacher zu bespinnen, wenn man die rechte Hand am Drall hat, und bei den Rädern mit dem Einzug nach vorne ist es egal.
Beide Fäden habe ich im langen Auszug gesponnen. Das ist für mich im Moment die Lieblingsmethode. Im kurzen Auszug wird mir das Garn zu unregelmässig. Vielleicht sollte ich das auch mal mit der Spindel im Park & Draft Modus üben.
Ruhezeit
Die beiden Fasern sind nun auf Spulen, wo sie nun ein Paar Tage ruhen sollen, bis ich sie mit ordentlich Drall miteinander verzwirne. Die Probe, die ich da um meine Hand gewickelt habe, ist viel lockerer, als ich das endgültige Garn zwirnen werde. Ich freue mich schon sehr darauf, wie die Farben mit dem dunklen Merino zur Geltung kommen. Ein weicher Kontrast, der die Farben lebendig macht.
Verzwirnt
Das Zwirnen ging flink von der Hand. Und ich bin auch sehr zufrieden mit dem Resultat. Aber wie es so ist, hatte ich von der einen Faser viel mehr, als von der anderen. In meinem Fall war es nun die Schwarznase, die fertig war, während noch eine Menge Merino da war. Da hatte ich die Blitzidee, den Rest Sariseide, den ich noch vom Alpakatuch hatte zu verwenden. Und tatsächlich, ich hatte Glück und die Sariseide war sogar gleich herum gesponnen, wie die Merino und die Schwarznasenwolle.
Gehaspelt und zu Strangen gedreht, sieht man, wie gut sich die beiden Garne ergänzen. Wie Sonne und Mond, auch weil das Garn mit der Sariseide recht angenehm weich ist, während die Schwarznase halt etwas (ziemlich) kratzt. An dieser Stelle möchte ich mal wieder betonen, dass bei den Schwarznasenschafen grosse Unterschiede zwischen Jungtieren (Erstschur), die weiche Wolle haben und ausgewachsenen Tieren bestehen.
Ausblick
Was aus dem Garn werden soll, weiss ich noch nicht. Aber es ist wahrscheinlich nichts, das direkt auf der Haut getragen wird. Die Schwarznase ist doch sehr drahtig… Besonders viel ist es auch nicht, es sind ca 50m von der warmbunten Schwarznasen Mischung und ca 30m der Mischung mit Sariseide.
Ganz deutlich wurde mir bei dieser Arbeit, dass ich in Zukunft ganz bestimmt auch färben werde. Da freue ich mich extrem drauf. Es ist faszinierend, wie man mit Farben spielen kann. Und jetzt schon ist klar, wie gross die Unterschiede sind, ob man die Fasern vor dem Kardieren oder nach dem Spinnen färbt. Aber das ist dann wohl Thema für einen anderen Beitrag, wenn es dann soweit ist.
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