Dieses Buch ist für eine Freundin, die einen Verlust zu verarbeiten hat. Verlust ist ja immer auch Neuanfang – Metamorphose – was passt besser als der Schmetterling. Ich fragte sie, welche Farben sie denn bevorzugt. Rosa, oder braun, oder bunt, meinte sie. Ich versuchte also eine harmonische Farbzusammenstellung auf der Basis von braun und rosa, mit bunten Elementen zu schaffen.

Konzept

Ich wollte keine glatte Oberfläche, sondern etwas vielschichtiges schaffen. Mit den zerrissenen und zusammengefügten Stücken versuche ich diesem Gefühl von Verlust und etwas neues Schaffen Ausdruck zu geben. Der Abriss, das ungewollte, unvorhersehbare Ende, das trotzdem weitergehen.

Mandala in Tusche

Techniken

Die Papiere für die Covers sind mal wieder Kleisterpapier. Der Hintergrund ist mit den Händen gedrückt, Kleister mit brauner Tinte, roter und blauer Gouache Farbe. Die weissen Schmetterlinge sind mit Kartoffelstempeln und weisser Aquarellfarbe aufgebracht. Es stellte sich heraus, dass diese Farbe sehr schnell abgerieben wird und auch gar nicht Wasserfest ist. Selbst mit feuchten Händen hat sie sich gelöst. Einige Schichten aus klarem Maisstärkekleister konnten abhilfe schaffen und geben den Farben noch mehr Tiefe und einen seidenmatten Glanz.

Stempeldruck auf Kleisterpapier

Jede Lage ist mit einem Blatt gedeckt, das auf der Innenseite rosa und grünlich und auf der Aussenseite braun ist. Die Aussenseite habe ich in feuchtem Zusatand mit dem selben Kartoffelstempel wie die Coverpapiere verziert, und später mit Tinte einige der Schmetterlinge nachgezeichnet. Einige der Innenseiten verzierte ich mit einfachen Tintenzeichnungen oder schrieb kurze Zitate und passende Sprüche hin. Hier kommt das „bunt“ zu tragen. Nicht zu bunt, es sollen Akzente sein.

Tuschezeichnung

In diesem Zustand, Covers bezogen, Signaturen gefaltet und zusammengestellt blieb das Buch ein halbes Jahr liegen. Ich kam nicht weiter, wusste nicht so recht wie ich die Heftung machen soll, ob ich etwas neues ausprobieren will, oder einfach eine koptische Heftung. Auch wegen der Farben war ich überhaupt nicht schlüssig. Ich stellte mir vor, dass ich die Buchdeckel besticken könnte, aber auch das war ein Fragezeichen.

Heftung und Stickerei

Heute passte es und ich konnte das Buch in einem Zug fertig stellen. Schlichter naturfarbener Zwirn und koptische Heftung soll es sein. Ich lockerte die Gestalt des Buchrückens mit Diagonalen auf, das habe ich so zum ersten Mal gemacht, es funktioniert gut.

Koptische Heftung mit Diagonalen

Als das Buch gebunden war, hatte ich noch ein grosszügiges Stück Faden auf der Nadel. Anstatt diesen zu verknoten und abzuschneiden, zog ich ihn beim zweiten Loch der Heftung wieder raus. Das Muster für die Stickerei musste ich nicht lange suchen, einfacher Heftstich, der Ansatz einer Spirale. Als ich immer noch Faden auf der Nadel hatte, sah ich, dass ich von der Spirale schön in die Kontur des Schmetterlings abbiegen kann. Nach einer Runde um den Schmetterling hatte ich immer noch Faden, es reichte für eine zweite Runde. Als Abschluss machte ich einen Knoten und schnitt den Faden ab. Auf der Vorderseite des Buches ging ich ähnlich vor, allerdings mit weniger Faden.

Tuschezeichnung und Stickerei auf dem Buchdeckel